Unsere Erfahrung

Sicherheit im Sturm

Das Anemometer der Wetterwarte von Helgoland misst W-NW 9 Beaufort. Zum bevorstehenden Sturmsegeln bereiten wir die Sturmbesegelung im Hafen vor. Wir binden das aufgetuchte Großsegel mit Marlschlägen ein und schlagen das Trysegel an der parallel zur Mastschiene des Großsegels angebrachten zweiten Mastschiene für das Trysegel an. Das Unterliek wird lose gefahren und mit dem Horn nach achtern zur Baumnock gestreckt. Die Sturmfock befestigen wir mit ihren Stagreitern am Kutterstag.

Ablegen von Helgoland zur Mittagszeit. Durch den vorlich einfallenden Wind klappen wir uns über die Achterspring vom Schwimmsteg ab. Als die Fender und Festmacher verstaut sind, setzen wir in der Abdeckung des Hafens das Trysegel und heißen die Sturmfock auf. Mit einem Manövertraining im Innen- und Außenhafen spielen wir uns als Crew auf den zu besetzenden Positionen ein und segeln hinaus in die bewegte See rund um Helgoland. Zunächst segeln wir der Hochseeinsel vorgelagerten Düne entgegen und trainieren das Handling der Yacht. Der Helgoländer Fotograf Werner Fähland macht von der Pier aus Außenaufnahmen von unserer Swan in der Totalen. Die Fotos von Bord stammen von mir zur Dokumentation des Schwerwettertrainings auf der Nordsee.

Wir setzen Kurs S ab, um von der Abdeckung des Roten Felsens wegzukommen und damit die volle Intensität der bereits bis zu 4 m angewachsenen Dünung der Deutschen Bucht zu erleben. Die Nautor's Swan 48 S&S ist von der Solidität ihrer Bauweise sowie den eleganten Linien ihrer Konstruktion fürs Schwerwettersegeln hervorragend geeignet – den Rest setzen wir als Team um.

Hamburger Manöver
Wir führen das Boje-über-Bord Sicherheitstraining bei steifen bis stürmischen Winden durch. Die Markierungsboje geht über Bord, wir setzen die Segel dicht und bringen die Yacht auf Kurs halben Wind, wenden in den beigedrehten Zustand und steuern in der Tangente halben Wind wieder aufs Objekt zu. Wir visieren sie über die freie Sicht im leewärtigen Dreieck zwischen Vorstag und leewärtigen Unterwant an, da das Vorsegel luvwärtig back steht. Die Geschwindigkeit reduziert sich und dennoch bleibt das Schiff steuerbar. Im Einzugsbereich der Boje leewärtig vom Bug geben wir hart Luvruder, so dass die Yacht mit ihrem windbedingt niedrigen leewärtigen Freibord sich zum Objekt dreht, das dann an Bord aufgenommen werden kann. Die Geschwindigkeit hat sich dabei auf ein bei diesen windreichen Naturverhältnissen geringst mögliches Maß reduziert. Das Ruder ist luvwärtig fixiert, die Großschot gefiert und die Yacht kann sich selbst in der See überlassen werden, während alle verfügbaren Crewmitglieder sich am Abbergen des potentiell Verunglückten beteiligen können. Bei diesem Manöver geht keine Gefahr von schlagenden Schoten, Lärm und einer unkontrolliert in der See und im Wind stampfenden Yacht aus. Es besteht eine permanente Kontrolle über das steuerbare Schiff mit einfachem Handling absolut dicht gesetzter Schoten. Nur der Rudergänger ist in ‚Charge’, während alle anderen Crewmitglieder sich ausschließlich auf die Rettungsaktion konzentrieren können.

Fazit
Dieses Schwerwettertraining war durch die verschiedenen Wetterlagen im Herbst geprägt. Von der Durchführung der Boje-über-Bord Sicherheitsmanöver unter Sturmsegeln bis zum Spinnakersegeln, sowie vom Hochseesegeln bis ins Wattenmeer einschließlich der Fahrt auf der Elbe mit regem Schiffsverkehr haben wir alles umgesetzt, was in dieser einen Woche Nordsee-Segeln möglich war.
Die Schwerwetter-Crew ist durch ihren kameradschaftlichen Umgang zu einem Team zusammen gewachsen, mit dem es Spaß gemacht hat das Schwerwettertraining in der vollen Vielfalt des Segelns zu erleben.

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