Nach Cape Canaveral laufen wir auf unserer Route entlang der Ostküste die Häfen St. Mary’s (Georgia), Morehead City (North Carolina), Norfolk (Virginia) und Ocean City (Maryland) an.
Jeder der Orte hat seinen ganz eigenen Willkommensgruß.
St. Mary’s - Georgia
Das idyllische Städtchen ist der westlichste Punkt, den die SY Charisma je angelaufen hat. Es hält einen stürmischen Empfang für uns bereit.
Nach einer zweistündigen Flussfahrt bei Sonnenschein und leichter Brise entlädt sich keine 10 Minuten vor unserem Anlegemanöver eine Gewitterwolke, die Ihresgleichen sucht. Aus dem Nichts kommen Sturmböen bis zu 50 kn auf uns niedergeschossen, strömender Regen prasselt uns waagerecht ins Gesicht und das Wasser des beschaulichen Naturhafens brodelt und schäumt wie in einem Kochtopf. Mit Mühe hält Constantin die Yacht dank seiner großen Erfahrung auf engstem Manövrierraum unter Kontrolle. Am Außensteg der Hafenanlage reißt sich eine Yacht los, nachdem sich die nicht richtig gesicherte Genua entrollt und eine Kettenreaktion auslöst.
In einer kurzen Verschnaufpause des Windes nutzten wir den so frei gewordenen Liegeplatz für einen Anlegeversuch. Mittlerweile haben sich einige einheimische Segler in Ölzeug und Schwimmweste auf dem Steg versammelt. Stumm beobachten sie unser Anlegemanöver und sind im richtigen Moment mit einer helfenden Hand zur Stelle. Kaum haben wir die Charisma fest vertäut ist der Spuk vorbei. Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln schon wieder vom Himmel, als wir uns bei unseren Helfern mit einer Stegrunde Bier bedanken. Auf unserer Frage, ob es hier solche Wetterphänomene öfter gibt ist die Antwort: „Never before we had had a storm like this.“ Da hatten wir ja dann quasi einen Sechser im Lotto!
Morehead City - North Carolina
Nach zwei ruhigen Nachtfahrten herrscht bei der Ansteuerung von Moorhead City Wind gegen Strom. Fair winds and following seas - der Abschiedsgruß unserer Helfer aus St. Mary's klingt uns noch in den Ohren. Im betonnten Fahrwasser bauts sich eine Hecksee auf, die die Charisma auf schäumenden Wogen tanzen lässt. In der Abdeckung einer vorgelagerten Landzunge beruhigt sich die See schnell wieder. Der Wind pfeift uns jedoch weiter stürmisch um die Ohren, als wir die Festmacher klar machen und nach einem Liegeplatz Ausschau halten. Aufgrund unseres Tiefgangs kommt nur der Schwimmsteg der Tankstelle in Frage. Vom Hafenmeister und seiner Crew werden wir dort bereits erwartet und sehr nett und hilfsbereit empfangen. Mittlerweile steht im Hafenbecken ein kurze und steile Welle. Wir genießen unseren Anleger sitzend auf dem Steg im Windschatten der Charisma.
Norfolk - Virginia
Die nächtliche Ansteuerung des größten US Marine-Stützpunktes hat auch seinen Reiz! Mittlerweile haben wir die Wetterscheide Cape Hatteras gerundet und passieren mit Einbruch der Dunkelheit den Eingang der Chesapeake Bay. Bei einer Lufttemperatur von 5 C° und Nieselregen stehen Ölzeug und Handschuhe hoch im Kurs. Ein befeuertes und endlos erscheinendes Fahrwasser führt uns auf dem Elizabeth River entlang skurril beleuchteter Objekte ins Herzen von Norfolk. Bei Tageslicht entpuppen sich die meisten der nächtlichen Leuchtobjekte als Kriegsschiffe, die in Trockendocks überholt werden oder in abgesperrten Hafenbecken auf ihren nächsten Einsatz warten. Auch das ist Amerika!
Ocean City, Maryland
Hier sind wir die einzige ausländische Yacht im Hafen. Kein Wunder – welcher Fremde umschifft schon gerne unbetonnte Flachs vor einer Hafeneinfahrt. Mit einem entsprechenden Raunen und dem überraschten Ausruf „German flag!“ werden wir von den lokalen Fischern an der Pier honoriert. Die Waterfront mit ihren endlosen Hochhauszeilen und Vergnügungsparks liegt noch im Winterschlaf. Gut für uns, wir genießen das ursprüngliche Flair des einfachen Fischerhafens.
Vor uns liegt nur noch eine letzten Nachtfahrt bis New York ...