Nach einer kurzen Zwischenhochphase zieht ein atlantisches Orkantief gen Nordsee. Bereits auf seiner Vorderseite ist mit regnerischem und stürmischem Wetter zu rechnen.
Der Deutsche Wetterdienst sagt Wind aus Südwest bis Süd mit Stärke 7, zunehmend auf Stärke 9 – 10, später Südwest bis West Stärke 9 mit orkanartigen Böen und einer See mit zunehmend 4 bis 6 Meter voraus. Das bedeutet für uns, dass wir die Yacht in den Schutz des ablandigen Bereichs vom Hafen verholen. Dabei legen wir uns längsseits an eine Stahlyacht, um unser Schiff nicht dem Tidenhub bis zu 3,5 m am Pier auszusetzen. Wir legen zudem diverse Landleinen, um das Schwojen des Verbundes zu regulieren.Das Anemometer der Wetterwarte von Helgoland misst S-SW 9 – 10 mit orkanartigen Böen.
Die Crew organisiert eine Besichtigung beim Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede. Kollegiale, ruhige und sympathische Atmosphäre an Bord der DGzRS www.dgzrs.de Wir besichtigen den Sanitätsbereich, die Kommandobrücke, den Maschinenraum und erleben eine Übung des Tochterbootes Verena, die vom Mutterschiff wieder aufgenommen wird. Mit Rückkehr auf die Yacht gestalten wir mit einem Menue einen schönen Abend an Bord. Die Barographenkurve stürzt ab, während das Windmessgerät bereits im geschützten Bereich des Hafens mit 47 kn Wind vollen Sturm anzeigt…
13. November 2010
Das Orkantief ist weiter in östliche Richtung gezogen und hat sich in ein aus drei Kernen bestehendes Tiefdruckgebilde aufgefüllt, auf dessen Südseite wir mit Starkwind durchsetzt mit stürmischen Schauerböen zu rechnen haben. Am Vormittag legen wir vor Niedrigwasser von Helgoland ab. Die See ist rund um die Hochseeinsel noch bewegt, als wir uns unter Kutterfock und Trysegel durch die aufgrund der wechselhaften Unterwasser-Topographie chaotischen Wellen durcharbeiten.
Das Bord-Anemometer misst S-SW 6-7 mit Schauer-Sturmböen zu 9 Beaufort. Nach Kentern der Tide unterstützt uns der ostsetzende Gezeitenstrom mit südöstlichem Kurs durch die Helgoländer Bucht. Die Swan segelt weich durch die See, benötigt aber alsbald mehr Vorsegelfläche, um schneller voran zu kommen. Wir bergen die Kutterfock und rollen die Genua III aus. Mit Erreichen der Elbmündung queren wir zwischen den Baken Y und B das Fahrwasser und segeln unter Berücksichtigung des regen Schiffsverkehrs südlich der grünen Lateraltonnen in östliche Richtung. Mit dem auf S-SW 5-6 abnehmenden Wind bergen wir das Trysegel und heißen das Großsegel auf. Zur späten Mittagszeit passieren wir Cuxhaven. Der weitere Kursverlauf führt uns elbaufwärts. Da die Winde auf S 4-5 abnehmen, setzen wir am Nachmittag den Spinnaker. Ankunft in Glückstadt am frühen Abend. Distanz: 67 sm.
Abschlagen und Packen der Segel zum Saisonabschluss.
Fazit
Das Schwerwettertraining war erneut durch die vielseitigen Wetterlagen des Herbstes geprägt. Dabei hat die Natur das Limit gesetzt, so dass unter dem Einfluss des Orkantiefs im schützenden Hafen zu verbleiben war. Diese Naturgewalten auf der Hochseeinsel zu erleben, bleibt der Crew ebenso in Erinnerung, wie das Segeltraining, das vom Sicherheitstraining bis zum Spinnakersegeln alles beinhaltete.
Die Schwerwetter-Crew hat mit ihrer Umsicht und Verständnis von der Schiffsführung bis zur Seemannschaft ihren Skipper top unterstützt. Innerhalb dieser Trainingswoche ist die Crew aufgrund ihrer Kameradschaft zu einem Team zusammengewachsen.
Danke Männers für einen Top-Abschlusstörn der reichhaltigen Segelsaison 2010...