Unsere Erlebnisse

Nördlich von Nord, Teil II

Bei pottendickem Nebel verlassen wir um 3:00 Uhr morgens unseren Ankerplatz im Liefdefjord. Die Crew schläft noch seelig, während wir im Blindflug aus dem Woodfjord gen Norden motoren. Constantin und ich wechseln uns zwischen Steuerwache, Ausguck und Radarwache ab. Gegen 6 Uhr kommt das Bordleben in Schwung – Teekochen, Müsliessen, Wachablösung... Bei immer noch sehr diesiger Sicht steuern wir die Insel Moffen an. Von den dort ansässigen Walrössern ist erstmal nichts zu sehen, bis hinter uns ein Rudel auftaucht, das fotogen seine Hauerchen zeigt.

Wir ziehen weiter unsere Bahn Richtung Nord-Ost. Unser Ziel ist die Mündung der Hinloopenstreet, die zwischen Spitzbergen und Nordostland nach Süden führt. Die Sonne brennt vereinzelt Löcher in die Nebelschwaden, schafft es aber nicht, sie restlos aufzulösen. Bei einer leichten Brise gleiten wir unter Segel durch das leicht gekräuselte Wasser. Ich sitze im Bugkorb und halte Eiswache. Außer dem Rauschen unserer Bugwelle ist nur das Pusten von Walen zu hören. Hier und da passieren wir in sicherem Abstand größere Eiscrawler, die wir im Vorfeld bereits auf dem Radarbild geortet haben. Als wir mit 80° 05’ N den nördlichsten Punkt unsere Reise erreichen, lichten sich die letzten Nebelschwaden und geben den Blick auf Verlegenhuken und den Eingang der Hinloopenstreet frei. Im Norden sehen wir vereinzelte Packeiscrawler in der Sonne funkeln.

Diese friedliche Stimmung wird nur durch das Auftauchen eines kleinen Motorboots am Horizont unterbrochen. Es flitzt mehrmals mit hoher Geschwindigkeit von der Küste zu den Eiscrawlern und wieder zurück. Nach einem Versuch unsererseits Funkkontakt aufzunehmen, kommt das kugelige Gefährt mit 250 PS und Piratenflagge auf uns zu gerauscht. Was nun folgt, macht jedem Agententhriller Ehre: Die Frontscheibe klappt auf und 3 schwarz gekleidete Männer mit Pistole am Gürtel klettern an Deck. Nach kurzem Überraschungsmoment nehmen wir die Konversation in Englisch auf. Die drei Norweger machen in einer Hütte an der Nordküste Urlaub und haben Spaß daran, in James-Bond-Manier durchs Nordmeer zu düsen. Wir tauschen Wetter- und Eisinformationen aus und gehen dann wieder unserer Wege.  

Der Wind ist eingeschlafen und wir lassen auf 80° Nord bei 20 Meter Wassertiefe den Anker fallen. Wir wagen erste Angelversuche. Die Ausbeute ist allerdings wenig ergiebig und Richard kredenzt in der Pantry Kotletts in Pfeffer-Sahne-Sauce. Nach dem Essen genießen wir bei einem Ankerdrink den Anblick mehrere Wale, die bei Mitternachtssonne am Horizont vorbei ziehen.

Lesen Sie über uns in...