Zu Auftakt des Spitzbergen Rund Törns hat es das erste Mal geschneit. Die Berge um Longyearbyen sind weiß gezuckert. Der Adventfjord ist in diesige Wolkenbänder gehüllt. Bei Schneeregen stapfe ich durch den aufgeweichten Schlammboden Richtung Hafen-Office. Eine letzte heiße Dusche scheint mir keine schlechte Idee, bevor wir uns 3 Wochen aus der Zivilisation gen Norden verabschieden. Laut Wettervorhersage weht es die nächsten Tage mit steifen Winden aus Nord-West, dazu Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Nach einem ausgiebigen Bord-Frühstück mit Heizungsuntermalung heißt es gegen 12 Uhr "Leinen los...". Die Crew ist gut gelaunt, ich bin gut eingepackt: 2 Lagen lange Unterwäsche, Flauschi-Strampelanzug, Henri Lloyd Midd-Layer, Fleece-Pulli, Ölzeug, 2 Mützen, 2 Paar Socken und Seestiefel. Als wir den Adventfjord verlassen, gibt sich das Wetter etwas versöhnlich. Der Himmel reißt auf, die weißen Neuschneefelder glitzern im gleißenden Sonnenlicht um die Wette. Im Isfjord sind die Windverhältnisse noch moderat und wir ziehen teils unter Genua 2, teils unter Spinnacker gen Westen. Als wir das Kap Daumannsodden passieren, ist es mit dem arktischen Segleridyll allerdings schlagartig vorbei. Der Wind weht frisch von vorn und wird in der Düse des Prins Karl Forland Sunds zusätzlich beschleunigt.
Um die geschützte Ankerbucht Eidembukta zu erreichen, bleibt nichts anderes als gegen den Wind und die aufkommende Welle anzumotoren. Bei eisigen Temperaturen und überkommenden Salzwasserduschen arbeiten sich Schiff und Crew tapfer Richtung Norden vor, bis um 20:30 Uhr der Anker fällt.
Wir sind nicht die einzigen, die hier bei der vorherrschenden Wetterlage Schutz suchen. Vor uns liegt die norwegische SY Baten, die wir die letzten Wochen schon einige Male getroffen haben. Während der Wind bis zu 35 Knoten in den Wanten orgelt und selbst die geschützte Ankerbucht mit weißen Schaumkronen übersäht ist, tauschen wir über Funk Wetterinformationen aus. Wir sind uns einig: "This is the place to stay". Die nächsten 2 Tage heißt es Ruhe bewahren und abwarten. Nach über 48 Stunden vor Anker machen wir uns bei abflauendem Wind Richtung Ny-Alesund auf.