Unsere Erlebnisse

2013 | Hügelgräber und Hinkelsteine

Nach der Querung des Pentland Firth haben wir uns einen Tag an Land verdient. Es soll ein Kulturtag werden. Im Fremdenverkehrsbüro wird für uns die Führung um 11:00 in Maes Howe gebucht.

Der bewährte Führer erläutert mit bewährtem Humor das Hügelgrab (chambered cairn); durch einen 11 m langen Gang, nur 1m hoch, kriechen wir ins Innere, einen zentralen viereckigen Raum, ca. 4,50 x 4,50, ca. 4 m hoch. Erbaut wurde der Grabhügel etwa 2800 Jahre v.Chr. Der Gang ist ausgerichtet nach dem Sonnenuntergang am Tag der Wintersonnenwende. Ähnliche Bezüge zum Sonnenstand finden sich in vielen prähistorischen Monumenten auf den britischen Inseln in Newgrange und Stonehenge. Um 1134/35 n.Chr. verschafften sich Wikinger, die an einem Kreuzzug teilgenommen hatten, Zugang zum Inneren und bargen einen Schatz, wie in der Orkneyinga saga berichtet wird. Sie und andere Wikinger hinterließen eine Vielzahl von Runeninschriften, die teils obszön, teils witzig, teils historisch interessant sind. Eine der Inschriften wurde mit der Axt eingeritzt, mit der Gaukr Trondilson erschlagen wurde. Den gab es wirklich und er wohnte in Island, in der Nähe des Vulkans Hekla; sein Bauernhof wurde rekonstruiert.

Von Maes Howe aus sieht man die Standing Stones of Stenness und den Ring of Brodgar in der weiten Landschaft stehen. Wir fahren mit dem Taxi daran vorbei nach Skara Brae. Das ist ein neolithisches Dorf aus der gleichen Zeit wie Maes Howe, gelegen an der Westküste von Mainland, das etwa 600 Jahre lang bewohnt war. Es wurde 1850 durch eine Sturmflut z.T. offengelegt und dann sehr gut ausgegraben, so dass man heute die aus Steinen in Trockenmauerbauweise gebauten Rundhäuser fast unversehrt vorfindet. Das schöne kleine Museum erläutert die Lebensweise der damaligen Bewohner; wenn man anschließend die Ausgrabungen besichtigt, fühlt man sich wie in der Jungsteinzeit. Die kleinen Häuser sind durch wettergeschützte Gänge miteinander verbunden und haben im Inneren Steinbetten, ein Steinregal, eine mit Steinen gefasste Feuerstelle: richtig gemütlich.

Nach der Besichtigung gibt es ein kleines Mittags-Snack und dann fahren wir im Taxi nach Kirkwall, der Hauptstadt. Hier gibt es auch was zu besichtigen: die romanische Kathedrale St. Magnus aus dem 12. Jhd.. Die Kirche ist benannt nach dem Jarl Magnus Erlendsson, dem Herzog von Orkney (norw.:Jarl), der von seinem Cousin, Haakon Paulsson, nach einem Erbstreit um 1116 erschlagen wurde (s.oben: Orkneyinga saga). Hier erfahren wir auch wieder die enge Verbundenheit der Orkneys mit Norwegen. Erst 1470 wurden die Orkneys vom Königreich Schottland annektiert. Auch heute noch scheint Norwegen irgendwie "näher" zu sein als Schottland, was man ja auch an den Ortsnamen sieht (Stromness, Kirkwall). Die Taxifahrerin, die uns nach dem guten Abendessen wieder nach Stromness bringt, berichtet, dass ihre Söhne in Norwegen studieren und nicht etwa in Schottland.

Gesellig klingt der Abend an Bord aus: hier müssen die nördlichsten Whiskys der Welt verglichen werden: Highland Park und Scapa. Ich erinnere mich nicht mehr an das Ergebnis. Wir haben noch viele Whiskys probiert auf diesem einzigartigen Törn mit dieser einzigartigen Mannschaft, die sich so außergewöhnlich gut verstanden hat.

 

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