Norwegischer Schärengarten
Zunächst fahren wir an einem sonnigen Morgen ohne Wind durch den norwegischen Schärengarten. Bevor es auf hohe See geht, ist diese idyllische Schärenfahrt der richtige Rahmen für ein Frühstücks-Büffet im Cockpit.
Nördliche Nordsee
Als wir in die hohe See hinaus steuern, kommt eine leichte Brise auf. Diese nutzen wir mit Am-Wind-Kurs unter Genua II und Großsegel. Es scheint, als wären wir alleine auf weiter Flur. Aber unsere Augeshöhe von 2 m lässt nur eine Sichtweite von 3 sm zu.
Auf unserm AIS Display (Automatic Identification System) sehen wir jeodch viele weitere Echos. Unsere UKW-Empfangsantenne im Mast ermöglicht es, Echos in bis zu 30 sm Entfernung wahrzunehmen. Bei den identifizierten Signalen handelt sich in dieser Region meist um Bohrinseln, Versorgungsschiffe oder Fischtrawler. Über unseren UKW-Funk werden wir nach geraumer Zeit auf UKW-Kanal 16 angerufen.
Funkverkehr mit Schleppverband
Der Kapitän des Schleppverbandes Polarcus Naila ruft uns. Wir antworten und vereinbaren Arbeitskanal 67 zur weiteren Konversation. Der Kabelleger ist laut AIS noch 7 sm entfernt, allerdings befinden wir uns auf Kollisionskurs. Im Ergebnis unseres Funkgespräches ändern wir unseren Kurs von 265° auf 300°. Wir luven an, um unserer Ausweichpflicht gerecht zu werden. Nach 20 Minuten kehren wir auf unseren alten Kurs 265° zurück und melden dies zum Einverständnis des Kabellegers. Die Situation ist schnell geklärt und zeigt, wie wichtig zeitgemäße Technik für die Sicherheit an Bord ist.
Spinnakersegeln, Wachen und Reffmanöver
Der Wind dreht in der Abendsonne rechts und fällt auf unserem Kurs nun achterlicher ein. Wir setzen den Leichtwind-Spinnaker und segeln in der noch friedlichen Atmosphäre der Nördlichen Nordsee. Wir passieren diverse Bohrinseln, die im Abendlicht reflektieren. Nach Mitternacht nimmt der Wind zu und der Unterdruck des 180 qm umfassenden Spis wird größer. Wir bergen nach Manöverbesprechung das Tuch und segeln unter Genua II in die nächtliche Dämmerung. Nach einem festgelegten Wachsystem segeln wir in den nächsten Tag. Der zunehmende Wind lässt die SY Charisma mit Rumpfgeschwindigkeit gen Shetland Inseln segeln. Um zur Erleichterung des Rudergängers den Segeldruckpunkt weiter nach vorne und nach unten zu verlagern, reffen wir das Großsegel.
Ansteuerung der Shetland Inseln
Am Horizont tauchen im gleißenden Licht der Nachmittagsonne die Shetland Inseln auf. Wir lassen die Out Skerries sowie die Insel Whalsay Backbord liegen. Bei Starkwind aus NE segeln wir unter aufmerksamer Navigation an den Stepping Stones vorbei in den Bressay Sound. Voraus taucht mit Lerwick der Hafen auf, der uns schon bei vielen Segelreisen Schutz vor aufkommenden Seewetter gegeben hat.
So ist es auch diesmal. Nach 205 sm vertäuen wir die SY Charisma sicher im Hafen. Die nächsten 3 Tage werden wir hier abwarten, bis die Rückseite des Tiefs mit stürmischem Wind durchgezogen ist.