Unsere Erlebnisse

Kundenstimme
Crew sicher im Cockpit
Helgoland in bewegter See
Boje über Bord
Schönheit des Segelns

Was für ein Tag!

Schlaftrunken schälen wir uns aus den Kojen. 7 Uhr ist Frühstück, denn es soll heute Vormittag Wind geben, viel Wind. Draußen Schietwetter, Niesel, noch Dunkelheit.

Fit für alle Fälle
Wir sind zusammengetroffen um bei Constantin den Umgang mit schwerem Wetter zu lernen. Keiner kannte den anderen vorher, zufällig zusammengewürfelt, aber es kamen zwei Cardiologen, zwei Cellisten, ein Baumeister (-Ingenieur) und ein Braumeister. Dem Wind ist diese Crew trotzdem egal. Schon im Hafen weht es jetzt mit 30 Knoten. Eine um die andere Schicht Merino wird übergestreift, dann das Ölzeug und die Automatikweste. Ein wenig komme ich mir vor wie in einer Ritterrüstung. Wir sind jedenfalls nun gewappnet. Eine Mischung aus Neugier, Freude und leichter Anspannung liegt auf den Gesichtern. Verdutzt reckt ein kleiner Seehund seinen Kopf aus dem Wasser. Gestern hatten wir schon die signalroten Sturmsegel angeschlagen.

Es geht los
Die grüne Tonne an der Hafeneinfahrt sei demoliert ruft uns noch der heranradelnde Hafenmeister zu. Vom Wetter? Es geht los. Eindampfen in die Vorspring, das Heck dreht sich langsam gegen das wilde Wetter, Maschine rückwärts, dann Schiff in den Wind, noch im Innenhafen Aufheißen von Trysegel und Sturmfock. Draußen trifft es uns mit 35 Knoten. Hart am Wind schieben wir uns vorwärts. Seezaun im Wasser.

Helgoland achter aus
Irgendwann liegt Helgoland mit seinem markanten Felsen schemenhaft querab. Helgoland - für mich, einem DDR-Kind, eine Insel der Träume, unerreichbar, nur bekannt vom Hörensagen, von Erzählungen abenteuerlicher Überfahrten der Eltern oder Besuchern aus dem Westen. Jetzt sitze ich hier auf einer wunderschönen Yacht, die auf den Wellen tanzt. Wir werden hin und her geworfen, hangeln uns etwas schwerfällig von Griff zu Griff, nur Constantin bewegt sich behände auf und unter Deck als würde sich das Boot niemals aufbäumen oder in wilder Achterbahnfahrt unterwegs sein. Hat er denn Saugnäpfe an den Füßen?

Boje über Bord
Am Steuer verliere ich für einen Moment die Orientierung, das Wellenbild ist aber auch zu chaotisch, die Segel schlagen um. Mist! Zum Glück war's nicht schlimm, wieder alles im Lot. Wo ist die nächste Tonne? Bald geht die erste Boje über Bord. Weiterfahren, nach einigen Bootslängen Klar zur Wende, Fock bleibt back, Re. Backbord voraus schaukelt das Teil. Das unruhige Schiff will gezähmt sein, jetzt hart Luvruder legen und wir haben sie. Unter einer Minute bleiben wir im günstigen Fall aber manchmal brauchen wir mehrere Runden bis zum Erfolg. Gut, dass die Boje niemals Angst hat und auch nicht friert. Als es mehrmals hintereinander gut klappt, meint einer: Ein Traum, hier ins Wasser zu fallen und sich retten zu lassen. Probieren will's trotzdem niemand.

Farben der Nordsee
Auf unserer Bahn um die beiden Inseln haben wir jetzt tief raumen Wind. Hinter uns heben sich Wasserberge mehr als 4 Meter in die Höhe, die das Schiff vor sich hertreiben. Wir reiten die Wellen, wir surfen ins Tal, der Bug taucht weich ein. Zum Jauchzen! Dann kommt die Sonne heraus. Vor uns Silber, flüssiges Silber, ein bewegtes Relief mit tausend Formen, Glimmer und Glitzer. Die Wellen sehen im Gegenlicht aus wie dahinjagende Pferde, deren Gischtmähnen der Sturm zaust. Am Bug stiebt das Wasser fächerförmig auf, türkis durchleuchtet. Kein Künstler könnte auch nur einen einzigen Augenblick dieser Wunder fassen. Manchmal verdunkelt sich die Szene und wir sehen einen grellen Streifen Licht am Horizont unter schwarzer Wand. Ich kann mich nicht sattsehen. Da - einer ruft's aus - achtern wie auf grauem Malgrund, unten etwas zerrissen und mit einigen Wolkenfetzen, ideal geformt der majestätische Regenbogen über grüner See. Die Welt ist schön!

Ablaufen vor dem Wind
Ein ums andere Mal retten wir noch unsere Boje. Dabei müssen wir sie tief unter uns im Wellental oder über uns suchen. Wir bewegen uns in einer Gebirgslandschaft. Der Wind klärt, wer Herr im Hause ist, indem er uns Böen bis zu 9 Bft schickt. Aber als wir nur unter Trysegel ablaufen, beruhigt sich alles, als könnten wir Kaffee kochen. Abends im Wirtshaus lernen wir über Warm- und Kaltfront, über Occlusion, über rechts- und rückdrehende Winde, die bei der Törnplanung und -Durchführung streng beachtet werden müssen.

Graue Schönheit
Hier draußen ist all dies aber für das Auge eben auch grandiose Schönheit. Hundert Grautöne von schwarzgrau bis fast weiß, warme und kühlere. Grau in allen Farben. Der Himmel mal dunkler als das Meer, mal heller oder es verwischen die Grenzen. Als es abflaut auf 6 Bft, kommt uns das geradezu gemütlich vor. Nach acht Stunden, erschöpft aber glücklich und um vieles reicher, laufen wir wieder ein in unseren Hafen. Was für ein Tag! Danke Constantin!

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