Die SY CHARISMA liegt gut vorbereitet für das letzte Schwerwettertraing in diesem Jahr im Hafen der Segler-Vereinigung Cuxhaven. Für die Deutsche Bucht ist eine Windwarnung in Kraft – SW 6-7 in Böen bis 9 Bft.
Schweres Wetter
Ein Tief über der Nordsee führt zu Starkwind- oder Sturmgefahr aus SW. Wir schlagen bereits im Hafen das Trysegel an der zweiten, dafür vorgesehenen Mastschiene an. Zur späten Mittagszeit legen wir bei hohem Wasserstand von Cuxhaven ab. Nach Passieren der Hafenausfahrt queren wir direkt das Fahrwasser der Elbe. Wir segeln mit dem Ebbstrom bei steifem Starkwind S-SW 6-7 unter Genua III und Trysegel durch die Elbmündung. WIr halten uns am roten Tonnenstrich. Die Verkehrsleitzentralle Elbe-Traffic übermittelt über UKW-Kanal 71 eine Windwarnung: 7-9 Beaufort sind angesagt.
Routenverlauf
Wir segeln mit NW-Kurs durch das Luechterloch in die Norderelbe und fallen westlich der Flachs auf nördlichen Kurs ab. Bei vorübergehendem abschwächendem Wind segeln wir parallel zur Westküste Schleswig-Holsteins – vorbei an den Ansteuerungstonnen der Süder- und Norderpiep sowie der Hever. Am Abend nimmt der Wind wieder zu und dreht rechts auf W 6-7. Unser heutiges Etappenziel ist Wyk auf Föhr.
Seegang & Dunkelheit
Im weiteren Verlauf frischt es wieder über 30 kn Wind auf – wir bergen das Trysegel. In schäumender See rauschen wir nur unter Genua III - in der zappendusteren Neumond-Nacht - der Ansteuerungstonne des Rütergatt entgegen. Bei verminderter Sicht und 7-8 Beaufort leistet der Rudergänger sehr aufmerksame Steuerleistungen, während ich die CHARISMA durch das Fahrwasser des Wattenmeers navigiere. Das ist bei den widrigen Bedingungen nur mit Hilfe der elektronischen Navigation sicher möglich.
Elektronische Navigation
Die meisten Tonnen sind unbeleuchtet und aufgrund des Seegangs mit vielen Störechos auf dem Radar nur sehr schwer zu erkennen. Auf dem B&G Kartenplotter sind in der Seekarte von Navionics die Schiffsposition und die Kurslinie jedoch gut erkennbar. Mit dem Gezeitenstrom erreichen wir Geschwindigkeiten zwischen 8 und 11 kn Fahrt über Grund. In dieser Situation muss man als Navigator sehr wachsam sein und sich darauf verlassen können, dass der Rudergänger die angesagten Kursänderungen konsequent umsetzt.
Weniger Welle, mehr Wind
Je weiter wir der Kurslinie gen NE ins Rütergatt folgen, desto ruhiger wird der Seegang. Der Wind weht bei der Ansteuerung von Wyk auf Föhr jedoch in Böen mit 9 Beaufort. Wir rollen die Genua ein und steuern unter Motor in den Schutz des Stadthafens.
Sicher im Hafen
Nach stürmischen 63 sm machen wir kurz vor Mitternacht an einem Arbeitsschiff fest. In regnerischer Hafen-Atmosphäre nehmen wir den Anleger an Deck. Anschließend verholen wir uns in den wohlig beheizten Salon der CHARISMA. Die Kojen rufen, morgen ist Ausschlafen angesagt!