Die Gezeit bestimmt die Zeit des Seefahrers. Das bedeutet für uns heute sehr frühes Aufstehen - Ablegen von Penzance bei Hochwasser um 02:40 UTC+1. Die Wachhabenden - Nathalie und Chiara - sind pünktlich zur Stelle. Wir fahren durch das geöffnete Schleusentor und steuern in den Westausgang des Englischen Kanals.
Rund um Landsend
Ohne Segelwind passieren wir unter Motor Landsend bei gegenläufiger Gezeitenströmung. Wir navigieren nach Sicht und Leuchtfeuern. So bleiben die Untiefentonne-E Low Lee, das Leuchtfeuer Tetter Du Point, die Untiefentonne-S Runnel Stone, das Leuchtfeuer Long Ships und Cape Cornwall alle Steuerbord liegen. Der Sternenhimmel brilliert und weicht einer imposanten Morgenatmosphäre. Die Felsküste Cornwalls erscheint in spektakulären Farben während die Sonne über dem Ufer aufgeht.
Entlang der Westküste Cornwalls
Die Wolkenformationen auf dem Atlantik variieren, sie bringen jedoch erst im Verlauf des Vormittags Wind. Wir setzen das Großsegel und die Genua II und segeln bei SW-W 2-3 nordöstlichen Kurs parallel zur Westküste Cornwalls. Unser ursprüngliches Ziel war es Padstow Harbour anzulaufen – dazu reicht bei den heutigen Naturbedingungen unsere Boots-Geschwindigkeit jeodch nicht. Die Tide läuft uns weg.
Durch den Bristol Channel
Wir entscheiden uns - auch auf Grundlage der Wettervorhersage - schon heute den Bristol Channel zu queren. Die bevorstehende Passage erscheint aktuell günstig – warm, trocken mit gutem Wind bei raumen Einfallswinkel. Das Wetter wird später angesichts der Vorboten eines Atlantik-Tiefs umschlagen. Wir ändern unseren Kurs in nördliche Richtung und steuern durch die Keltische See gen Milford Haven. Nach einer vorübergehenden Flautenphase kommt der Wind wieder und wir segeln unter Vollzeug durch die Mündung des Bristol Channels.
In die dunkle Nacht
Die Crew teilt sich die Steuerwachen, während wir in den Abend segeln. Passend zur Seefahrt wird in der Pantry ein herzhafter Labskaus zubereitet. Wohl gestärkt segeln wir in die Nacht. Der Wind raumt, die Genua kommt zu sehr in die Abdeckung des Großsegels. Wir bergen das Groß und segeln ausschließlich unter unserem großen Vorsegel weiter. Die Genua steht nun besser und die Yacht lässt sich leichter steuern, da der Segeldruckpunkt nun weiter vorne liegt.