Nach dem Tief kommt ein Hoch - so ist es auch im Wattenmeer. Im Laufe der Nacht kommt der Flutstrom und lässt die Moorsteert wieder aufschwimmen. Nach dem Frühstück heißt es gegen 8:30 MESZ Anker auf. Unter Motor folgen wir dem Fahrwasser gen Westen, bis wir bei Tonne 23 in die Norderhever einsteuern. Unser Kurs verläuft zuerst parallel zur Ostküste von Pellworm in nordöstliche Richtung. Auf Höhe Butterloch setzen wir Kurs NW ab.
Gröde-Appelland
Das Wasser läuft schon wieder ab. Die Fahrwassertonnen der Norderhever neigen sich im Gezeitenstrom, rechts und links treten Sandbänke hervor, Seehunde räkeln sich in der Sonne. Südlich der Hallig Gröde-Appelland lassen wir den Anker fallen. Zeit für einen Mittags Snack. Anschließend lassen wir das Dingi zu Wasser und paddeln die letzten 5 Meter bis zur Wattkante. Leichtmatrose Claviez staunt nicht schlecht, als er als erster das Watt betritt. Bis kurz unterm Knie versinken seine Beine in kaltem schwarzem Schlick! Mit dem Dingi unterm Arm stapfen wir durch den Schlamm, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. Zum Glück gibt es am Anleger eine Pfütze, in der wir uns die Füße waschen können. Es folgt ein Spaziergang über die Hallig und ein Besuch der Wharften.
Oland
Bei auflaufendem Wasser geht es mit NW-Kurs weiter quer über das Watt. In der Seekarte werden die trockenfallenden Wattflächen grün dargestellt. Die Kartentiefen haben einen Unterstrich – von Kartennull geht es hier also nicht in die Tiefe, sondern in die Höhe! Die Ansteuerung der Hallig Oland ist nichts für schwache Nerven einer Crew, die ungern auf grünem Terrain mit Höhen über Kartennull segelt... - für den Revierfuchs ist das hingegen sein täglich Brot :) Auf grünem Gebiet schlängeln wir uns durch einen kleinen Priel, der an der Backbordkante durch Pricken markiert ist. Wie Slalomstangen ragen sie aus dem Wasser. Das Echolot verliert sich immer wieder. Hier geht es im wahrsten Sinne um die Handbreit Wasser unter Kiel – im Hafenbecken fehlt sie! Zwei Stunden vor Hochwasser wühlen uns durch den Schlick an den Anleger – mit einem großen Sprung schaffen wir es gerade so an Land. Wir schlendern über die pittoresk angelegte Wharft und bestaunen den kleinsten Leuchtturm an der Nordsee.
Langeness
Morgen wird das Morgenhochwasser deutlich niedriger auflaufen als das heutige Abendhochwasser. Bei den geringen Wassertiefen im Hafen beschließen wir noch heute den Rückzug anzutreten. Unter Motor steuern wir entlang des Prickenwegs gen Süden. Bei 2 Meter Wassertiefe setzen wir die Segel und fallen ab. Mit raumem Wind cruisen wir entlang der Südküste der Hallig Langeness gen Westen. Um 19:30 Uhr machen wir am Fähranleger fest. Zum Abendessen gibt es frische Austern, die Gerd am Anleger von Gröde geerntet hat. Lecker!