Unsere Erlebnisse

Wetteranalyse & Routenplanung

Wir liegen gut geschützt im Hafen von Falmouth, der Himmel ist tiefblau und die Sonne scheint. Diese lokale Wahrnehmung ändert jedoch nichts daran, dass der ehemalige Hurrikan Erin den Seegebieten westlich von uns schwere Sturmböen beschert. Die Crew nutzt den Hafentag für einen Landgang. Ich beschäftige mich mit der Wetteranalyse und der Routenplanung. Die Aufgabe ist, ein passendes Wetterfenster mit dem Gezeitenstrom rund um Land's End in Einklang zu bringen und dabei mögliche Etappenziele und das nächste Tief im Auge zu behalten.

Wetteranalyse
Das Sturmtief wird sich in den nächsten 24 Stunden nach Norden verlagern. In der Vorhersage für das Seegebiet rund um Land’s End sind sich die Wettermodelle ECMWF und GFS nahezu einig. Der Wind wird ab morgen Nachmittag mit 20 bis 25 Knoten aus westlicher Richtung wehen. Für uns bedeutet das bis Land's End eine Kreuz. Beim Einsteuern in die Keltische See haben wir dann Aussicht auf einen moderaten Halbwindkurs parallel zur nordöstlich verlaufenden Küste Cornwalls. Was die nächste Starkwindfront betrifft, sind sich die Wettermodelle uneins. Wie das nächste Tief zieht, müssen wir unterwegs im Auge behalten!

Tidennavigation
Rund um Land's End geht es nur mit dem Strom. Im Reeds Almanach steht: "Streams run hard around Land's End, setting N/S and E/W". It is a tidal gate which favours a N-bound passage - with careful timing nearly 9,5 hours of fair tide can be carried, from HWS -3 to HWD +5. "

Ein Blick in den Tidenkalender ergibt für den 01.09.2025:
HW Dover 17:11 Uhr UTC = 18:11 Uhr BST (British Summer Time)

Wenn wir morgen bei HW Dover -4 h (= 14:00 Uhr Bordzeit) ablegen, haben wir noch eine Stunde Gegenstrom und segeln dann in den mit uns setzenden Gezeitenstrom hinein. Bis zum späten Abend haben wir dann den Strom mit uns, um Land’s End zu runden.

Seemannschaft
Bis Land's End werden wir bei Starkwind auf Am-Wind-Kurs segeln. Das optimale Vorsegel dafür ist die Genua IV, da der Segeldruckpunkt durch den Vorlauf zum Kopf tiefer liegt als bei der aktuell angeschlagenen Genua III. Vor dem Auslaufen wird es also noch ein Vorsegelwechsel geben. Das Großsegel werden im 2. oder 3. Reff fahren.

Routenplanung
Von Falmouth bis Padstow sind es 84 Seemeilen bis zur Mündung bei Trevose Head. Hier könnten wir bei Westwindlage in der Leeabdeckung von Stepper Point von Anker gehen. Den Hafen von Padstow wäre bei Hochwasser über eine Schleuse erreichbar. Ein Telefonat mit dem Hafenmeister hat jedoch ergeben, dass morgen voraussichtlich nicht geschleust wird, da der Wasserstand bei Nippzeit auch bei Hochwasser zu niedrig ist. Das Anlaufen des Hafens hätte wahrscheinlich auch einen strategischen Nachteil, da wir auch nur bei Hochwasser wieder auslaufen können. Das würde bedeuten, dass wir ggf. bei guten Windbedingungen „festsitzen”.

Alternative Etappenziele
Der nächste anzulaufende Hafen für uns wäre Swansea an der Nordküste der Mündung des Bristol Channels. Auch hier ist Wahrschau geboten, was die Wassertiefe bei Nippzeit angeht. Ein für uns immer anzulaufender Hafen ist Cardiff, ebenfalls an der Nordküste des Bristol Channels, allerdings weiter östlich und von Falmouth knapp 180 sm entfernt.

In der Praxis
Entscheidend für das Erreichen unseres Törnziels Bristol wird sein, dass wir mit einem Tidenhub Land's End runden und dann mit guter Seemannschaft flexibel auf das Seewetter in Einklang mit dem Gezeitenstrom reagieren. Der Plan stehen: Morgen zur Mittagszeit werden wir ablegen ...

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