Über dem weiten Seegebiet des östlichen Nordatlantiks liegt ein Tief über dem Nordmeer und ein Hoch westlich der Biskaya. In der Trennzone entwickelt sich über dem Englischen Kanal eine südwestliche Windströmung, die nach dem Tagesauftakt einer Warmfront durch eine Kaltfront intensiviert wird. Am Vormittag legen wir von Le Havre bei auflaufender Tide ab.
Kurs Nord
Das Wetter ist warm und diesig, der Wind weht frisch aus W mit 4-5 Beaufort. Wir setzen das Großsegel zunächst ins dritte Reff und steuern durch die Petite Rade mit ausgerollter Genua III Kurs am Wind. Dabei segeln wir rund um die Huk von Octeville-sur-Mer, fallen auf Kurs NNW ab und reffen sukzessive aus. Schließlich segeln wir auf Halbwind-Kurs in nördliche Richtung.
Seewetter & Gezeit
Der Flutstrom versetzt uns dabei gen Osten. Im Einfluss der Kaltfront nimmt der Wind auf W 5-6 Beaufort zu. Wir reffen erneut ein, ins erste, dann ins zweite Reff. Wir segeln mit 9 kn Fahrt über Grund eine rasante Querung des Englischen Kanals.
Schiffsverkehr
Das von der Schifffahrt stark frequentierte Verkehrstrennungsgebiet (VTG) zwischen Greenwich und Dover bleibt Steuerbord liegen. Dabei können wir auf dem B&G-Plotter im Navigationsbereich der SY CHARISMA die möglichen Kollisionskurse der Schiffe interpretieren und identifizieren. Am frühen Nachmittag kentert die Tide in den ablaufenden Ebbstrom. Das Wetter klart mit der Kaltfront auf.
Routenplanung
Das zwischenzeitlich avisierte Ziel, den Hafen Brighton anzulaufen, müssen wir wieder fallen lassen. Mit Ankunft bei Niedrigwasser zur Springzeit ist bei der Wetterlage die sichere Einfahrt nicht gewährleistet und somit nicht verantwortbar. Nach dem Passieren der nordwestlichen Begrenzung des VTG fallen wir auf Kurs raumen Wind ab und baumen das Vorsegel mit dem Spinnakerbaum auf Backbord aus.
Kreidefelsen am Horizont
Wir segeln den brillanten Kreidefelsen von Beachy Head in der Abendsonne entgegen. Mit Einbruch der Dämmerung passieren wir den Leuchtturm mit erneutem Kentern der Gezeit – nun sind wir wieder im Einfluss des Flutstroms. Somit steuern wir mit steigendem Wasserstand den Hafen von Eastbourne an, und fahren über den Kanal in die Schleuse von Sovereign Harbour.
Französische Küche in Grßbritanien
Nach der Schleusung weist uns der Hafenmeister in der gut strukturierten Marina den Liegeplatz an – Distanz 96 sm. Zum Abschluss dieses ereignisreichen Segeltages kocht die Crew den Seeteufel, den wir beim Frischemarkt erstanden haben – der Abend mündet in den Morgen :)