Der Wettergott ist mit uns - für die kommenden Tage ist moderater Ost bis Nord-Ost Wind angesagt. Wir haben optimale Bedingungen für die bevorstehende Nordseequerung. Nach dem Frühstück halten wir die Crew-Besprechung ab und fahren anschließend zur Tankstelle. Wir bunkern Diesel und andere Flüssigkeiten. Bevor es richtig los geht, bekommt der Käpt'n noch schnell neue Segelschuhe und das Abendessen wird vorgekocht.
1. Tag auf See
Um 12:50 verlassen wir Helgoland über die Nord-Ansteuerung. Bei herrlichem Sonnenwetter genießen wir den Blick auf die Düne-Süd mit ihren gelben Häuschen und dem frisch renovierten rot-weißen Leuchtturm. Unser überlappendes Wachsystem im 3-Stunden-Rhythmus läuft an. Bei NE 4 und 310° am Kompass segeln wir auf Halb-Wind-Kurs unter Genua II und Großsegel den Britischen Inseln entgegen. Am Abend frischt der Wind auf und wir binden das 1. Reff ins Großsegel. Wir stärken uns mit der vorbereiteten Bolognese-Pasta und segeln in die vom Vollmond erhellte Nacht.
2. Tag auf See
In den frühen Morgenstunden nimmt der Wind weiter zu und dreht auf N-NE. Wir binden das 2. Reff, dann das 3. Reff ins Großsegel. Es zieht Seenebel auf. Die Ölplattformen rechts und links von u ns, sind nur über Radar auszumachen.Die Rudergänger bekommem von Costantin klare Kursangaben und rauschen im Blindflug zwischen den Fördergebieten hindurch. Auf Kurs am Wind wird das Leben bei Schräglage zunehmend mühsamer. Trotzdem tickt unser Wachsystem weiterhin zuverlässig wie ein schweizer Uhrwerk. Zum Abend holt der Wind etwas Luft und wir fahren bei abnehmendem Seegang in die zweite Nacht.
3. Tag auf See
Am Vormittag des dritten Seetags weht der Wind wechselhaft, die angekündigte Flaute bleibt jedoch aus. Wir reffen aus und wieder ein, als der Wind erneut auf 5 Beaufort auffrischt. Als er dann auch noch auf N dreht, bergen wir das Großsegel. Wir können die direkte Kurslinie nach Peter Head nicht mehr halten. Zudem versetzt uns der Strom nach Süden. Für das Anlaufen von Aberdeen erhalten wir keine Autorisierung der Hafenbehörden. Sportboote sind im umtriebigen Handelshafen nicht erwünscht. Der nächstmögliche Hafem im Süden wäre Edinburgh mit über 100 sm to go. Nach bisher 380 sm Nordseequerung keine Option.
Kurs Peter Head
Als der nach Süden setzende Strom am Ende der Gezeit nachlässt und der Wind leicht rückdreht, verbessert sich unsere Bearingline zum Ziel. Wir segeln bis dicht unter die Küste und bergen 6 sm südlich von Peter Head die Segel. Die letzen Meilen bewältigen wir unter Motor und machen um 18:20 UTC+1 am Gästesteg der Marina fest.
398 sm in knapp 54 Stunden - die Nordseequerung ist geschafft!