Unsere Erlebnisse

Lister Fahrwasser – Lateraltonne 15

An der Nordost-Huk des Ellenbogens wirbeln an satte Gezeitenströme – Overfalls, brechende Wellen, Eddies

Lehrstunde im Gezeitenrevier

Am Rande des Hochs über Zentral-Europa entsendet ein Atlantik-Tief mit Kern südlich von Island eine Okklusionsfront über die Nordsee. Die Wetterfront zieht mit steifem Starkwind über unser Seegebiet und gestaltet den Aufenthalt im Hafen von List trotz ablandigen Liegens unruhig.

Im Gezeitenrevier
Die Yacht ruckt immer wieder in die mehrfach vertäuten Festmacherleinen ein. Dennoch verschieben wir unser ursprünglich geplantes Ablegen. Bei der bewegten See erscheint mir das Passieren der engen Hafenausfahrt mit fallendem Wasserstand vor Niedrigwasser als zu riskant. Wir legen also mit steigendem Wasserstand ab, um die Hafeneinfahrt sicher zu passieren. Daraus ergibt sich foglende Konstellation. Entgegen dem sonst üblichen Vorgehen, fahren wir nicht mit dem Gezeitenstrom hinaus, sondern segeln gegen den ins Nordfriesische Wattenmeer einlaufenden Flutstrom an. Es wird spannend werden, wie es funktioniert – zumal wir uns bei Vollmond gerade in der Springzeit befinden und eine hohe Intensität der Gezeitenströme zu erwarten haben.

Gegen den einlaufenden Strom
2 Stunden nach Niedrigwasser, um 12:30 MESZ ist es soweit. Wir legen bei S 6 von List ab. Wir kontrollieren das Ablegen über die auf Slip geführten Leinen und steuern aus dem engen Hafenbecken hinaus ins Wattenmeer. Die uns entgegensetzende Tide versetzt uns nach Steuerbord, wir bringen die Yacht jedoch mit ¾-Last der Motorkraft auf Kurs und steuern gen N. An der Nordost-Huk des Ellenbogens wirbeln an der grünen Lateraltonne 15 satte Gezeitenströme: Overfalls, brechende Wellen sowie Eddies – glatte Stromteller, die das Resultat starker Strömungen sind.

Gegen den Leeversatz
Wir rollen mit der Genua III das Vorsegel aus und segeln in der Leeabdeckung der Nordküste von Sylt einen aufmerksamen Kurs mit ca. 60° zum Wind. Mit wachsamer Navigation und Ausguck halten wir bei der gegenansetzenden Tide bis zu 20° vor, um den durch den Gegenstrom bedingten Leeversatz aufzufangen. Dabei halten wir uns im Fahrwasser des Lister Tiefs und segeln in westliche Richtung bis zur roten Lateraltonne 2. Dann fallen wir auf nördlichen Kurs, um mit dem nachfolgenden Passieren der grünen Lateraltonnen die weiteren Flachs zu passieren.

Gegen den auslaufenden Strom
Mit neuem Kurs NNW segeln wir abseits der Sandbänke wieder in den freien Küstengewässern der Nordsee. Über das Fahrwasser Grådyb steuern wir in das dänische Wattenmeer. Aufgrund unseres späteren Ablegens von List, ist uns auch bei der Ansteuerung nach Esbjerg die Tide weggelaufen. Aufgrund des exzellenten Seeverhaltens unserer Nautor’s Swan segeln wir auch hier gut gegen den auslaufenden Ebbstrom an. Um 18:50 MESZ machen wir in der Marina von Esbjerg fest. Distanz: 38 sm. 

Mit dem obligaten Anleger im Cockpit der SY Charisma lassen wir den nautisch lehrreichen Tag Revue passieren und gestalten uns einen schönen Abend an Bord. 

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