Das Hoch über Europa verlagert sich ostwärts und gibt damit dem atlantischen Tiefdrucksystem über der Nordsse Raum. Bei Windstille legen wir mit Einsetzen der Dämmerung von Amrum ab. Mit wachsamen steuern wir durch die mit Pricken markierte Passage vom Hafen bis zum Seegat. Hinter dem Fährterminal setzen wir das Großsegel ins erste Reff und rollen die Genua III aus.
Kreuzen im Rütergat
Der Wind setzt ein und weht zunächst mit SW-W 3-4, rückdrehend und zunehmend SW 4-5. Wir nutzen die ablaufende Tide und arbeiten uns mit Kreuzschlägen durch das Rütergat seewärts vor. Die Crew spielt sich dabei immer besser als Team ein – die Wenden laufen in perfekter Abstimmung untereinander. Wir segeln zunächst in schöner Morgenstimmung der Nordfriesischen Inseln, gen Nordsee. Am Horizont ziehen dunklen Schauerwolken auf. Mit weiterer Beobachtung des Seewetters binden wir das zweite und dann das dritte Reff in das Großsegel – prompt erreicht uns der Starkwind just beim Passieren der Barre. Hier steht auch bei ruhigem Wetter aufgrund der flacheren Tiefe eine unruhige See.
Windhose & Schauerwalze
Mit Passieren der Ansteuerungstonne schlagen wir in der östlichen Deutschen Bucht neuen Kurs SSE ein. Das wechselhafte Frontensystem fordert uns in der Seemannschaft – der permanent variierende Wind führt zur vielen Ein- und Ausreffmanövern. Eine Windhose zieht an uns vorbei – gefolgt von einer Schauerwalze, die sich mit starken Regen über uns entlädt. Anschließend klart es auf – es weht friedlich mit einer leichten Brise bei gleißendem Sonnenschein. Kochen an Bord und Gedanken an den Spinnaker – aber nur für 5 Minuten...
Windwarnung
Der SW-Wind kommt wieder: 3 > 4 > 5 > 6-7 Beaufort, erstes, zweites und drittes Reff geben sich die Hand. Die SY CHARISMA jagt durch die Nordsee mit strammem Kurs am Wind. Die vom Yacht-Designer Ron Holland gezeichnete Nautor’s Swan 441 besticht dabei mit perfektem Seeverhalten. Die Rudergänger können das große Steuerrad mit feiner Übersetzung in konzentrierter Wahrnehmung des Windeinfallwinkels gut halten – wir praktizieren Hochseesegeln, das Sicherheit vermittelt. Über UKW-Kanal 80 German Bight Traffic wird eine Windwarnung aus westlicher Richtung mit einer See bis 4 m ausgestrahlt. Die GFS-Windprognosen bestätigen die aktualisierten Wettermeldungen.
Kurs Cuxhaven statt Büsum
Wir rücken von unserem anvisierten Tagesziel Büsum ab und entscheiden uns Cuxhaven anzulaufen. Wir arbeiten uns mit Kreuzschlägen dem einlaufenden Flutstrom entgegen und halten uns von den Flachs frei, die der Süderpiep und Norderpiep vorgelagert sind. Dabei brechen sich in der Konstellation Wind gegen den einlaufenden Gezeitenstrom die Wellen und waschen das Deck der CHARISMA, die mit stabilem Kurs am Wind den Naturverhältnissen trotzt.
Elbmündung
Wir passieren die Ansteuerungstonne der Norderelbe, fallen ab auf Kurs Halben-Wind und segeln durch das Luechterloch in die Elbmündung. Unter Beobachtung des Schiffsverkehrs queren wir das Fahrwasser der Elbe und segeln südlich der grünen Lateraltonnen Cuxhaven entgegen. Am Nachmittag machen wir an einem Schwimmponton der Segler-Vereinigung fest – Distanz 60 sm. In gemeinsamer Runde lassen wir diesen sehr ereignisreichen Segeltag Revue passieren. Am Abend kehren wir in der Segler-Messe ein.