Mit Einbruch der Dämmerung bergen wir den Spi und segeln unter Genua III und Großsegel ins Wattenmeer. Der Wind reduziert sich auf eine leichte Brise. Der auslaufende Gezeitenstrom setzt uns entgegen und verringert die Wassertiefe. Die Sände im Wattenmeer sind immer in Bewegung - die Tiefenangaben in der Seekarte haben hier nur zeitlich begrenzten Wahrheitsgehalt.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Wir passieren die Ansteuerungstonne von List und nehmen Kurs auf die grüne Fahrwassteronne 1. Mit Annährung der Barre fällt der Wasserstand rapide. Die Sicherheitsmarge zur aktuellen Wassertiefe erscheint mir zu gering. Ich entscheide mich die Ansteuerung abzubrechen. Wir kehren zur Ansteuerungstonne zurück.
Positionsupdate
"SchlaufuchsAndrea" und "AlleskönnerGerd" tauschen sich zwischen Hamburg und der Hallig Nordstrandischmoor zu unserer Lage aus. Sie übermitteln mir über die Satelliten-Verbindung die aktuelle Position der Fahrwassertonnen auf Basis der September-Berichtigungen der Seekarte. Die teils unbeleuchteten Tonnen wurden versetzt. Die Wassertiefe auf der Barre ist für eine sichere Passage ausreichend.
Ansteuerung die Zweite
Auf den letzten Meilen unseres Rund Schottland Törns ist nochmals Geduld gefragt. Wir warten zwei Stunden auf See bis zum Niedrigwasser ab, um mit der wieder auflaufenden Tide den zweiten Ansteuerungsversuch zu starten. Wir navigieren nach Sicht, Leuchtfeuern, Radar und den aktualisierten Werten der Seekarten. Die unbeleuchteten Tonnen identifizieren wir über Radar sowie im Widerschein des Mondlichts, das im Wattenmeer glitzernd reflektiert. Nach Passieren der Barre sind im Inneren des Wattenmeers die Wassertiefen wieder komfortabel. Wir erleben eine traumhafte Ansteuerung von Sylt.