Im östlichen Nordatlantik entwickelt sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet während wir in der Ostsee auf der Rückseite eines Tiefs über dem Baltikum im Einfluss einer Okklusionsfront bei frischem bis starkem NW-Wind segeln. Wir nehmen die Brückenöffnung um 8:00 Uhr und verlassen Darlowo wie wir es angesteuert haben – bei Regen.
Von Flaute bis Starkwind
Was für ein wunderbarer Morgen – Nieselregen und Totenflaute: Wir motoren parallel zur Küste gen NE. Eine leichte Brise kommt auf, wir setzen die Segel und steuern die NW-Ecke des Sperrgebiets C6 an. Eine Wetterfront dicht hinter dem Kern des Tiefs zieht über uns hinweg und bringt Böen bis 28 kn – wir preschen im 3. Reff durch die kurze steile Welle der Ostsee. Nach knapp einer Stunde ist der Spuk vorbei – der Wind lässt nach und wir reffen sukzessive aus.
Raumschotskurs
Am frühen Nachmittag passieren wir unser ursprünglich anvisiertes Etappenziel Leba an Steuerbord – die Hafenansteuerung ist bei NW- 5-6 Bft. und dem entsprechenden Seegang nicht sicher. Wir entscheiden uns für den 35 sm weiter östlich liegenden Hafen Wladyslawowo. Bei strahlendem Sonnenschein und einer kräftigen Backstagsbrise haben wir Freude am Segeln entlang der naturbelassenen Küste Polens. Im Verlauf des Nachmittags fällt der Wind weiter achterlich ein – wir halsen, bergen das Großsegel und runden Kap Rozewie ausschließlich unter Genua.
Fischereihafen Wladyslawowo
Hinter dem Kap fällt der Küstenverlauf leicht nach SE ab. Der Seegang beruhigt sich und wir cruisen bei herrlicher Abendstimmung dem Fischereihafen Wladyslawowo entgegen. Mit Passieren der Ansteuerungstonne rollen wir die Genua ein und steuern den Hafen unter Motor an. Angesichts der Gebäude entlang des Hafenbeckens fühlen wir uns in die Zeit des Sozialismus zurückversetzt. Wir machen an der Pier am Ende des Hafens fest. Die Sonne geht hinter der Flotte großer und kleiner Fischereifahrzeuge unter. Wir genießen den Anleger im Cockpit angesichts der spannungsvollen Atmosphäre dieses speziellen Ortes.
