Unsere Erlebnisse

Barentssee ohne Bäreninsel

Schneeweiße Gletscherfronten in gleißendem Sonnenlicht vor blauem Himmel - so präsentiert sich Spitzbergen an diesem Mittwochmorgen. Wir schlafen aus, frühstücken und füllen vor dem Ankerauf 75 Liter Diesel aus den Ersatzkanistern um. Damit ist der Tank wieder voll und wir haben noch einen 25 Liter Kanister in Reserve.

Champagner-Segeln
Wir verlassen unsere Ankerbucht Kvalvagen unter Segeln. Bei einer seichten Brise aus SW gleiten wir lautlos entlang Spitzbergens Osktüste in südliche Richtung. Wir passieren imposante Gletscherfronten und werden in der Ferne von abblasenden Walen begleitet. Den Abschied von Spitzbergen versüßen wir uns am Nachmittag mit frisch gebackenem Aprikosenkuchen und handgeschlagener Sahne. Am Abend schläft der Wind ein, wir starten den Motor und nutzen die Zeit für einen Vorsegelwechsel von Genua II auf Genua III. Die Barentssee wird in den nächsten Tagen einiges an Wind für uns bereit halten - wir sind vorbereitet!

Soerkap achter aus
Kaum ist das Segel gewechselt, setzt wie angekündigt ein leichter SE Wind ein. Am Wind segeln wir Kurs 190°. Wir erleben ein letztes Mal die Mitternachtssonne, die versteckt sich allerdings hinter einer Nebelschwade am Horizont. Knapp 2 Stunden nach Mitternacht passieren wir die Südspitze Spitzbergens. Im Verlauf des Donnerstags dreht der Wind über Ost auf Nord-Ost. Bei 4-5 Beaufort machen wir gute Fahrt. Um dem ersten Starkwindfeld auf Höhe der Bäreninsel auszuweichen, halten wir gen Osten vor und steuern 155° am Kompass. Wir genießen schönes Segeln bei noch angenehmen Bedingungen.

Bäreninsel Steuerbord quer ab
Gegen 18 Uhr legt sich dichter Seenebel auf das Wasser. Wir befinden uns im Übergang von arktischen Gewässern (1-4°C Wassertemperatur) in den Atlantik (7-9°C Wassertemperatur). Der Björnöya Current puscht uns mit bis zu 1,5 KN in die richtige Richtung. Die Bäreninsel bleibt im Nebel verschollen - bei dem ein oder anderen  kommen Zweifel auf, ob es dieses Eiland überhaupt gibt. Eine Wache meldet später diesige Landsichtung an Steuerbord.

Sturmtief voraus
Der ersten Starkwindfront konnten wir durch unseren östlichen Kurs vorerst ausweichen. Im Verlauf des Freitags dreht der Wind von Nord-Ost auf Süd-Ost bis Ost und weht im Mittel mit 4-5 Beaufort. Bei zunehmendem Seegang binden wir das erste, dann das zweite Reff ein. Unser überlappendes Wachsystem läuft auch bei den ruppiger werdenden Bedingungen wie ein Uhrwerk. Gegen 21 Uhr werden wir von der Harrier Explorer auf Kanal 16 angefunkt. Der Kabelleger weißt darauf hin, dass wir 6 sm Sicherheitsabstand zu ihm halten müssen. Wir gehen 10° höher an den Wind und bestätigen das sichere Passieren an Steuerbord. Bei zunehmendem Wind binden wir gegen 21:40 Uhr das dritte Reff ein. Eine Stunde später bergen wir das Großsegel komplett, bei mittlerweile 6 Beaufort aus SE-E steuern wir 180° am Kompass.

Land in Sicht
Die GFS-Grib-Daten, die wir über die Weather4d-App und unser Satelliten-Modem regelmäßig abrufen, stimmen exakt. Die Windintensität nimmt ab Mitternacht weiter zu und schwächt sich ab 3 Uhr in der Früh wieder ab. Irgendwann zeichnet sich am Horizont die steile Felsküste des Nordkaps ab. Mit Erreichen der Küstengewässer Norwegens steigt die Wassertemperatur auf 8-12°C, der Seegang wird gemäß der Unterwassertopographie zunehmend chaotisch. Erst mit erreichen der Landabdeckung lässt der Seegang nach. Wir setzen das Großsegel, das Leuchtfeuer Fruholmen liegt Backbord voraus.

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